Jujuy – Annäherung an den äußersten Nordwesten
15. August 2018
Es war schon dunkel, als wir den Campingplatz im Nationalparks Calilegua am Ostrand der Anden erreichten. Er lag schön am Zusammenfluss mehrerer Wasserläufe, wie wir am nächsten Morgen erkennen konnten. Es gab Grillplätze, Tische und Bänke und auch sanitäre Einrichtungen, die aber (noch?) nicht im besten Zustand waren. Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir die Piste über San Francisco bis ins Valle Colorado. Ich war das erste mal wirklich froh über Allrad und Untersetzungsgetriebe. Tiefe Staubpisten und sehr steile Auf- und Abfahrten wollten gemeistert werden und das alles in einer atemberaubenden Kulisse. Laut Landkarte sollte unsere Strasse weiter bis Santa Ana gehen, doch war dieser Weg höchstens mit Pferd oder Maultier machbar. 70 Kilometer waren wir bis dahin unterwegs und haben dafür mit ein paar kurzen Pausen fast sechs Stunden gebraucht. Auf halben Weg zurück übernachteten wir auf einem schönen Platz, den wir auf der Hinfahrt schon für unsere Mittagspause nutzten. Was folgte war die genialste Sternen-Nacht an die ich mich erinnern kann. Kein störendes Licht, dafür trockene und kalte Luft auf knapp 2.000 Meter Höhe in den Bergen. Es war unglaublich. Wie wird es dann erst auf 4 oder 5.000 Metern sein?
Ich legte meine neue Kamera, die mir schon die ein oder andere Enttäuschung bescherte, auf die Motorhaube, Blende ganz auf, größte Belichtungszeit (30sec) und ASA 6400. Ich habe zum ersten mal Galaxien fotografiert. Unglaublich! Und das mit einer ganz normalen Kamera mit „billigem“ Reisezoom. In dieser Nacht war ich völlig aus dem Häuschen!
Jetzt wollten wir aber ganz hoch hinaus. Also nochmal kurz zum Campingplatz zum Grillen und Wäschewaschen und Duschen, dann ging es weiter in die „richtigen“ Anden. Übernachtet haben wir im Zentrum der Hauptstadt der nördlichsten Provinz Argentiniens, San Salvador de Jujuy. Endlich näherten wir uns einem meiner persönlich Top-Drei dieser Reise, dem „ABC der Anden“, dem Dreiländereck Argentinien, Bolivien und Chile mit hohen Gipfeln, tollen Salaren und der Atacama, der trockensten Wüste unserer Erde.
Schon die ersten Tage bescherten uns grandiose Eindrücke. Da war zunächst die Quebrada de Humahuaca, dann die Serenia de Hornocal, ein gefaltetes Gebirge mir irren Farbnuancen. Um dies genießen zu können mussten wir eine Schotterpiste bis auf 4.400 m Höhe hinauffahren. Leider waren wir noch nicht akklimatisiert, sonst hätten wir sicher hier oben übernachtet. Aber noch ist diese Reise ja lange nicht zu Ende, wer weiß.
Inzwischen waren wir auch tief in das Indiogebiet (oder sagt man korrekt: das Gebiet der Indigenen?) eingetaucht, wir waren bereits im ehemaligen Inkareich. Nicht nur einmal stellten wir uns die Frage, ob sich die Bewohner hier wirklich als Argentinier fühlen. Und nicht nur die Gesichter, Hautfarbe und Bekleidung lässt einen Fremden eher an Peru oder Bolivien denken als an Argentinien. Auch auf den Märkten unterscheidet sich viel vom südlicheren, europäischeren Argentinien. So findet man bereits viele verschiedene Kartoffelsorten, Mais und andere Produkte, die typisch für die nördlicheren Nachbarn sind. Ehrlicherweise müssen wir einfach zugeben, dass wir bislang trotz Studium verschiedener Reisebücher doch sehr wenig Ahnung von dieser Region Argentiniens hatten.
Außer Zweifel dagegen steht, dass wir auch hier mit sehr leckerem Fastfood, fast immer auf Holzkohle zubereitet, verwöhnt wurden. Ganz egal ob es gefüllte Brotfladen, Fleisch oder Hühnerspieße waren. Und natürlich die äußerst leckeren Empanadas in vielerlei Variationen.