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Südamerika erleben

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von Villa Union zur Laguna Blanca – Patty schnauft und raucht vor grandioser Kulisse [2 Galerien]

Da unser Kühlschrank recht leer war, fuhren wir nach dem Besuch in Talampaya direkt zu einem kleinen Kiosk in Villa Union um gut gekühlte Getränke für den Grillabend zu kaufen. Das war schnell erledigt, Bier und Limo waren im Kühlschrank verstaut, wir setzten uns in den Wagen und ich will starten, doch es tat sich … nichts! Beziehungsweise fast nichts. Für einen kurzen Moment drehte der Anlasser, dann war er mucksmäuschenstill. Die Kontrollleuchten wurden beim Startversuch nicht dunkler. Also war es kein Problem mit der Batterie, es muss der Anlasser sein. Sofort kam ein alter Mann aus dem Kiosk auf uns zu und bot uns seine Hilfe an. Mit einem Mini-Bus einer mir nicht bekannten Marke – vielleicht aus China? – schleppte er uns an. Das klappte ohne Probleme. Ganz stolz war er darauf, dass er das mit seinem 1,3 Liter-Motörchen schaffte. Lachend erklärte ich ihm, dass Pattys Motor mehr als doppelt so groß ist. Der Motor lief jetzt. Aber ich war mir sicher, dass der Anlasser das Problem war und das bedeutete, dass der Motor beim nächsten Mal wieder nicht anspringen würde. Die nächste und einzige Werkstatt lag gerade 800 Meter von unserem Grillplatz entfernt und somit war klar: wir fahren zum Grillen und ich werde zu Fuß in der Werkstatt um Hilfe bitten. Das klappte ausgesprochen gut, kurz vor Einbruch der Dunkelheit kam ein Autoelektriker mit seinem Moped zum Grillplatz, um sich das ganze anzusehen. Schnell war für ihn klar, dass der der Anlasser der Übertäter ist. Er werde am nächsten Tag den Anlasser zerlegen und reinigen, falls notwendig die Kohlen ersetzen und dann sei alles gut, so meinte er. Und so war es auch. Nachdem wir den Wagen mit freundlicher Unterstützung einiger Polizisten am nächsten Morgen angeschoben hatten, fuhr ich zur Werkstatt. Der Ausbau des Anlassers war recht unkompliziert, das zerlegen desselben ebenso. Ich durfte die ganze Zeit dabei sein, in Momenten wo zwei Hände zu wenig waren konnte ich auch helfen. Zum ersten Mal sah ich einen Anlasser von innen und ich verstand auch, warum es oft nur die zweitbeste Lösung ist, billige Ersatzteile anstatt der teureren Original- oder Markenteile einzubauen. Diesen Anlasser hatte ich kurz vor der Abreise neu gekauft, doch die Qualität war schlecht. Nachdem alles gereinigt und einige Riefen und Kratzer aus den Kohlen poliert waren, tat der Anlasser wieder das, was er tut sollte. Das ganze dauerte knapp drei Stunden und kostete mich insgesamt weniger als 20 Euro. Zum Abschied zeigte uns der Werkstattchef einige Bilder und Video der Laguna Blanca, die etwas weiter im Norden kurz vor de Grenze zu Chile lag. Es waren unglaubliche Bilder. Natascha war sofort Feuer und Flamme und auch ich war sehr begeistert. Und so warf ich meinen Vorsatz, in den letzten Wochen vor der Rückreise nach Deutschland keine waghalsigen Touren mehr mit Patty fahren ziemlich schnell über Bord. Um es vorwegzunehmen: Patty ließ uns nicht im Stich, hatte aber extrem zu kämpfen auf über 4700 Metern, der Motor lief extrem unruhig, speziell auf der Talfahrt, wo er nicht arbeiten musste und so schnell auf eine recht niedrige Temperatur abkühlte. Aber der Reihe nach.

Noch vor Sonnenaufgang machten wir uns am nächsten Morgen auf den gut 170 Kilometer langen weg. Wir begegneten nur ganz wenigen Fahrzeugen und fühlten uns ganz klein in einer wieder anderen aber ebenso beeindruckenden Landschaft. Das erste Highlight war eine tiefe Schlucht, die wir auf einer Schotterpiste entlangfuhren. Die Eindrücke erinnerten mich etwas an Filmberichte, die ich über den Hindukusch vor langer im Fernsehen gesehen hatte. Nach etwa einer halben Stunde erreichten mir eine geteerte Straße und die Landschaft war etwas weniger aufregend. Unsere Sinne konnten kurz zur Ruhe kommen bevor sie wieder geflutet und gefordert wurden. Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde erreichten die Ausläufer der Anden. Der Straßenbelag war wieder Sand und Schotter, die Piste wurde steiler und kurviger und vor uns konnten wir sehen, dass der Hauptkamm der Anden von Wolken eingehüllt war. Es wurde immer steiler und ich bekam langsam ein schlechtes Gewissen, weil ich gegen meinen ursprünglichen Vorsatz Patty diese Tour doch noch zumutete. Irgendwo knapp unter 4000 Meter gab es die ersten Schneeverwehungen. Da die Reifen nicht mehr die besten waren, musste der der Allradantrieb hier weiterhelfen. Gleichzeitig reifte in mir der Entschluss, dass hier abzubrechen, wenn weitere Probleme auftauchen sollten. Nach einer kleinen Anhöhe auf über 4700 war es soweit. Vor uns dichte Wolken, die Piste voller Schnee und Patty rauchte wie ein Dampfross, sobald der Motor abkühlte. Die Rauchentwicklung war so stark, dass ein Fotografieren unmöglich war, falls der Wind den Rauch vor die Linse trieb. Und das geschah fast die ganze Zeit. Zudem lief der Motor dermaßen unrund, dass ich befürchtete, er würde ausgehen, wenn ich aufhöre, mit dem Gaspedal zu spielen. Und es lagen über 3000 Höhenmeter Talfahrt vor uns, der Motor würde also recht lange nicht mehr auf Temperatur kommen.
Zur Lagune waren es nur noch wenige Kilometer, doch wir waren heilfroh, gewendet zu haben. Doch wir werden wieder kommen! Mit einem überholten oder neuen Motor in Patty und mit genügend Zeit, um die Lagune auch bei Sonnenschein bewundern zu können.

Somit gibt es leider von der oberen Passage keinerlei digitale Bilder, dafür aber unvergessliche Eindrücke in unseren Köpfen. Die Bilder aus tieferen Lagen können nur sehr bedingt beschreiben, wie es oben aussieht. Hier heißt es warten bis zur nächsten Reise nach Südamerika.
Zurück auf der Teerstraße auf vielleicht 1700 Motor Höhe schnurrte Pattys Sechszylinder wieder völlig rund. So war die Rückfahrt durch die Schlucht wieder ein reines Vergnügen. In der Nachmittagssonne so alles ganz anders aus. Ungefähr auf der halben Strecke wartete ein ganz besonderes Schauspiel aus uns. Auf einer Felsnase saßen eine ganze Gruppe von Kondoren. Offensichtlich waren es Jungvögel, die diesen Felsvorsprung aus Startrampe für ihre Flugübungen nutzten. Die großen Mengen an Kot auf dem Felsen legt nahe, dass sich die Kondorjugend hier häufiger trifft. Mit meiner Kamera bewaffnet ging ich langsam auf den Felsen zu. Ein Kondor nach dem anderen breitete seine Flügel aus und stürzte sich vom Felsen um kurz danach schnell an Höhe zu gewinnen. Nur einer flog nicht. Traute er sich nicht? Langsam kam ich immer näher, schließlich waren es nur noch drei oder vier Meter zwischen mir und dem über mir stehenden Kondor. Und noch immer wollte er nicht fliegen. Stattdessen drehte es sich ein paar Mal um die eigene Achse. Noch näher wollte ich nicht kommen, vermutlich war das Tier schon gestresst genug. Doch er ist frei, kann fliegen, wann er will. Auch wenn es noch ein Jungvogel war, hatte er doch eine sehr stattliche Größe. Dann ging es ganz schnell. Nach gefühlten 20 Minuten des Wartens schaute ich kurz zurück zum Auto und genau in diesem Moment stürzte sich ‚mein‘ Kondor von der Felsenspitze um gleich danach in voller Pracht in der Thermik Runde für Runde aufzusteigen. Es ist ein unschätzbares Geschenk, einfach anhalten zu können und all die kleinen Szenen in sich aufsaugen zu dürfen.

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