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Die Ruta 40 – über 3500 Kilometer nordwärts auf der berühmten Straße [3 Galerien]

Nachdem wir uns ein zweites Mal von Marcelo verabschiedet hatten, nahmen wir den selben Weg wie knapp zwei Monate zuvor, als wir uns Richtung Süden aufmachten. Diesmal lag bereits Schnee neben dem Grenzpass, doch die Fahrt nach Argentinien verlief vollkommen problemlos. Auch die Grenzformalitäten waren schnell erledigt. Wenige Kilometer nach der Grenze erreichten wir sie wieder, die berühmte Ruta 40. Diesmal fuhren wir nach Norden. Unser Ziel waren die beiden Nationalparks Ischigualasto in der Provinz San Juan sowie Talampaya in der Provinz La Rioja. Verschiedene Routenplaner spuckten deutlich schnellere Wege aus. Doch für mich war von Anfang klar, dass wir der Ruta 40 folgen würden. Eine Idee über ein zukünftiges Projekt begann erste Konturen anzunehmen. Ich werde die komplette Ruta 40 befahren und mit meiner Kamera festhalten. In El Calafate kaufte ich mir ein Buch über diese Strecke, schließlich möchte ich wissen, wie andere diese Idee umsetzten. Eine kurze Internet Recherche zeigte, dass es offensichtlich nur dieses eine Buch gibt. Da wäre wohl noch Platz für was Neues. Aber im jetzt und hier hieß es zunächst, zügig nach Norden zu fahren. 2000 Kilometer trennten uns von den Nationalparks und langsam neigte sich unsere Zeit dem Ende entgegen. Überrascht war ich von der Tatsache, dass die Strecke südwärts bis El Calafate knapp 1600 Kilometer maß. Und all das ist nur ein Teil Patagoniens. Die Ruta 40 geht noch über 300 Kilometer weiter nach Südwest bis an den Atlantik. Und noch weiter südlich wartet Feuerland auf uns.

San Martin de los Andes klingt nicht nur toll, der Ort wirkte auch sehr einladend. In der Nähe gibt es einige Skigebiete sowie viele Wandermöglichkeiten. Beim nächsten Mal werden wir mehr Zeit mitbringen und diese Landschaft auch zu Fuß erkunden. Das Laub war auch hier in Orange-, Rot- und Brauntöne gefärbt. Noch gibt es immer wieder ungeteerte Teilstrecken, doch frisst sich die Teerdecke immer weiter vor. Wir begegneten kaum anderen Fahrzeugen auf unserem Weg und konnten so der Natur in vollen Zügen genießen. Auch für die zahlreichen Radfahrer auf der Strecke war es sicher ein Segen, dass hier kaum Autos unterwegs sind. Ziemlich sicher sieht das zur Hauptsaison völlig anders aus. Doch an diesen schönen Herbsttagen war es sicher toll, hier mit dem Rad unterwegs zu sein. Ob der ein oder andere die komplette Ruta 40 fährt? Das sind immerhin über 5700 Kilometer. Wie lange wäre man wohl mit dem Fahrrad unterwegs? Und wie fühlt sich das an, wenn das nächste Dorf über 100 oder gar 200 Kilometer weit weg ist?

Doch selbst mit dem Auto sind diese unendlichen Weiten beeindruckend. Man scheint darin so klein zu sein. Dinge, die im Alltag so wichtig erscheinen lösen sich auf und verlieren ihre Bedeutung.

Doch etwas war durchaus wichtig, und zwar die dunklen Wolken vor uns. Sie mögen etwa zwei bis drei Stunden entfernt gewesen sein und es war ganz klar zu sehen, dass es aus den Wolken heftig schüttete. Und bei den Temperaturen musste das Schnee gewesen sein. Also suchten wir uns im nächsten Ort einen Schlafplatz, der Einbruch der Dunkelheit war schon nah. Wie so oft schliefen wir am zentralen Platz. Der nächste Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein. Nach einem kurzen Erkundungsspaziergang fuhren wir weiter Richtung Norden und passierten die Grenze zur Provinz Mendoza. Und auch hier gab es die unendlichen Weiten. Im Osten soweit das Auge reicht, im Westen eingerahmt durch die Anden, die hier wieder weit über 6000 Meter gen Himmel reichen. Fast zwei Tage und mehrere 100 Kilometer lang lag die Landschaft stets unter einer Schneedecke. Diese war zwar nicht sehr hoch, doch da keine Räumfahrzeuge unterwegs waren, reichte dies aus, um normale Autos ohne Allrad von einer Fahrt abzuhalten. Und auch wenn Gräser und Sträucher durch den Schnee ragten war es ein beeindruckendes Erlebnis, eine so große, verschneite Fläche zu durchqueren. Die Ruta 40 führt meist nahe der Andenkordillere nach Norden. Reißende Ströme wechseln sich ab mit schneebedeckten Vulkanen, zwischendurch durchquert man die Natur auf verschneiten Schotter- oder Sandpisten. Eine Teilstrecke war so aufgeweicht und tief, dass wir einen fast dreistündigen Umweg fahren mussten.

Bald ließen wir den Schnee endgültig hinter uns, die Bäume waren noch grün oder Gelb und die Leute trugen T-Shirts und Shorts. Kurz vor San José de Jáchal verließen wir unseren Weg und unternahmen einen Abstecher Richtung Paso Aqua Negra. Es stellte sich heraus, dass die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt war. Und so kam ich erst gar nicht auf die Idee, auf die knapp 4800 Meter hohe Passhöhe zu fahren. Nach einer Nacht in Rodeo, dem letzten größeren Ort vor dem Grenzpass nach Chile, ging es auf die letzte Etappe vor den beiden Nationalparks. Oft erscheint die Straße wie ein stark gewelltes Band. Dies liegt wohl daran, dass das Land, das auf den ersten Blick recht flach erscheint, in der Regenzeit häufig heftig überflutet wird. Die Senken auf der Fahrbahn sind offensichtlich Stellen, an denen das Wasser mit samt dem mitgeführten Sand und Schlamm einigermaßen kontrolliert über die Straße strömen soll.

Villa Union diente uns schließlich als Ausgangspunkt für den Besuch der beiden Nationalparks.

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