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Weihnachten in Sucre – vertraut und doch so anders [Video]

Wir fanden einen schönen und nachts sehr ruhigen Stellplatz in der Nähe einer kleinen Kirche und einem zugehörigen, netten Park. Am Tag vor Weihnachten machte mich Musik aus Richtung der Kirche neugierig. Man hatte die Kirchenbänke ins Freie getragen und so aufgestellt, dass man von zwei Seiten auf die folgenden Darbietungen sehen konnte. Vor dem Eingang der Kirche war eine Krippe mit Jesuskind aufgebaut, daneben spielte die Musik. Die Anwesenden war in der großen Mehrheit Indigenas. Nacheinander betraten verschiedene Gruppen, von Kindern bis zu den älteren Jugendlichen den Platz zwischen den Bänken und tanzten. Das große Ziel eines jeden Tanzen war offensichtlich die Huldigung des Jesuskindes. Dazu trennten sich ein oder zwei Tänzer aus der Gruppe und tanzten Richtung Krippe um dann vor dem Kindelein nieder zu knien. Sofern eine Kopfbedeckung getragen wurde, nahmen die Akteure diese ab und verbeugten sich tief, während der Rest der Gruppe freudig weiter tanzte. Die Kinder behielten ihre Hüte auf dem Kopf. Bei den Älteren gab es auch sportliche Einlagen. So näherten sich einige in einer Art Flugrolle der Krippe. Die Zuschauer wurden laufend mit Plätzchen und anderen Knabbereien sowie mit Getränken versorgt, die ich leider nicht identifizieren konnte. So gab es ein warmes, milchiges Getränk, das ebenso gut schmeckte wie das kalte, recht dickflüssige sowie tiefrote, das wohl aus Früchten gewonnen wurde.

Am heiligen Abend erklang wieder Musik vom Vorplatz der Kirche. Diesmal waren keine Bänke aufgestellt, stattdessen machte man sich fertig zu einer Prozession. Fast alle Teilnehmer hatten ein Christuskind, meist in eine Art Korb mit Decke und goldfarbenen Verzierungen gelegt, dabei. In manchen Körben sah ich zwei oder gar drei Kinderpüppchen liegen. Ein ziemlich großes Jesuskind nahm in einem ferngesteuerten Fahrzeug bei der Prozession teil. Allerdings fuhr es auf den ersten Metern in deutlichen Schlangenlinien. Der ‚Fahrer‘ war wohl noch nicht so vertraut mit der Fernsteuerung. Der Pfarrer stieg in ein Auto mit Lautsprecher und dirigierte so seine Schäfchen durch das umliegende Stadtviertel. Inzwischen kamen immer weitere Leute mit ihren Christuskindern in die Kirche. Auch wir setzten uns in die Kirche, ziemlich weit hinten, um das Geschehen gut beobachten zu können ohne dabei zu stören. Doch die Kirche wurde immer voller, irgendwann kam dann auch die Prozession zurück und reihte sich in Kirchengemeinde ein. Inzwischen standen viele Leute vor der Kirche, weil drinnen kein Platz mehr zu finden war.

Der Weihnachtsgottesdienst war so aufgebaut, wie wir es gewohnt waren. Die Weihnachtsgeschichte wurde von Laiendarstellern gespielt. Die Musik war dann aber doch recht anders, die Lieder kannte ich nicht. Das Hauptinstrument bei der Begleitung der Lieder war die Gitarre, die Leute klatschten bei fast jedem Lied. Der Priester übrigens auch. Auch streute er wohl den ein oder anderen Witz mit ein und die Gemeinde lachte. Wie bei der Szene, als das Christuskind in die Krippe gelegt wurde und der Priester verschmitzt einwarf: „sieht er nicht dem Vater ähnlich?“

Leider war mein Spanisch zu schlecht, um der Predigt folgen zu können, die der Priester mit viel Leidenschaft hielt. Und dann wurde es doch wieder ganze vertraut. Man sang „Stille Nacht, heilige Nacht“ – natürlich ohne Klatschen – und im Anschluss „Gloria“. Zum Schluss wünschte man den Leuten um sich herum Frohe Weihnachten. Es war eine sehr fröhliche Weihnachtsmesse. Und das tat wirklich gut, nachdem uns zwei Tage zuvor sehr traurige Nachrichten aus der Heimat erreichten.

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