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Sucre – koloniales Weltkulturerbe, Dinospuren und Indigenas [3 Galerien]

Was fast niemand weiß, dass Sucre die konstitutionelle Hauptstadt von Bolivien ist. Die Stadt wurde 1538 als Ciudad de la Plata de la Nueva Toledo gegründet und war kurz als unter anderem als La Plata bekannt. Im Jahr 1839 wurde der Ort nach dem revolutionären Führer Antonio José de Sucre benannt. Sucre liegt auf rund 2800 Meter Höhe. Die Altstadt mit ihren weißen Gebäuden gilt als eines der am besten erhaltenen Beispiele einer Kolonialstadt in Südamerika. Im Jahr 1991 wurde die Altstadt als Ensemble von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkennt. Auch wir waren fasziniert von dieser Innenstadt, die mich sofort an Andalusien erinnerte. Auch verschiedene Plätze, die umliegenden Hügel und Berge tragen zu diesem Eindruck bei, genau wie ein über der Stadt thronender Platz, ein wunderschöner Aussichtspunkt mit einem tollen Blick über die gesamte Stadt.

Auch Dinofreunde kommen in Sucre voll auf ihre Kosten. Direkt vor den Toren der Stadt, an der Straße aus Santa Cruz befindet sich ein paläontologisch bedeutsamer Fund von Dinosaurier-Spuren. Früher gab es hier einen großen See, der den Dinosauriern als Trinkstelle gedient haben könnte. Vor zirka 13 Millionen Jahren wurde das Gelände aufgefaltet, ähnlich als wenn man ein Buch fast zuklappt. Paläontologen konnten in den außerordentlich gut erhaltenen Spuren deutlich über 200 Arten nachweisen.
Die Entdeckung dieser Spuren ist verschiedenen Zufällen zu verdanken. Eigentlich ist dieses Gelände ein großer Steinbruch, in dem Kalkstein zur Zementproduktion abgebaut wird. Doch kurz vor der Schicht mit den Dinospuren wurde der Abbau gestoppt, da die Zusammensetzung des Steins hier unbrauchbar war. Durch Wind und Wetter verschwand die oberste Schicht und die Dinospuren wurden sichtbar. Im Jahr 2006 öffnete ein Dinopark seine Pforten, mit dessen Erlös man den Erhalt der einsturzgefährdeten Dinospuren finanzieren möchte. Der Park bietet unter anderem Nachbildungen von Dinosauriern in Originalgröße, Kinder können Dinoknochen ausgraben und in einem Kino gibt es gut gemachte Dokumentationen über Dinosaurier. Knochen wurden hier übrigens nie gefunden.

Ein ganz anderes Thema hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Es geht um die Indigenas in dieser Stadt. In unseren fast 6 Monaten in Südamerika haben wir nirgends so viele bettelnde Indios gesehen wie in Sucre. Recht unangenehm empfand ich die Aufdringlichkeit, mit der gebettelt wurde. Ich wurde angelangt, mit Hüten deutlich angetippt, damit ich doch auch ein paar Münzen in den selben werfen möge. Offensichtlich hielt man es für selbstverständlich, von Touristen Geld zu bekommen. Und viele Touristen geben sicher auch ein paar Bolivianos. Aber ob das so gut ist. Ich habe die Situation auf dem Hauptplatz eine ganze Zeit lang beobachtet. Mir kam es so vor, als ob viele der Bettler hier deutlich mehr Geld „verdienten“, als zum Beispiel mein Mechaniker in Santa Cruz. Da wundert es einen nicht, dass viele, auch sehr viele Kinder keine Motivation verspüren, eine Ausbildung zu machen bzw. einer geregelten Arbeit nach zu gehen. Und der Tourist, der keine Ahnung hat, wie gering die Löhne in Bolivien sind, kann sich nicht vorstellen, was er mit seiner vermeintlich kleinen und gut gemeinten Gabe in Wirklichkeit anrichtet. Dies zumindest ist meine Meinung zu diesem Thema.
Ein anderes Schauspiel mit ähnlichen Protagonisten spielt sich in den Tagen bis Weihnachten ab. Busladungen voll Indigenas kommen ins Stadtzentrum und Warten auf das Verteilen von Gaben. Soweit ich das sehen konnte, kommen da Privatpersonen mit ihren Autos vollgepackt mit zum Beispiel Kleidung und Schuhe, die dann an die Wartenden verteilt werden. Teilweise erinnerte dies an eine Raubtierfütterung. Ich konnte mehrmals beobachten, wie eine Verteilaktion unterbrochen wurde, weil die Leute sich nicht mehr in ein oder zwei Reihen anstellten, sondern ungebremst von allen Seiten das Auto bestürmten.
Vielleicht habe ich nicht alle Hintergründe verstanden, doch ich empfand dies bedrückend. Allerdings gab es sonst nichts, was ich an dieser Stadt auszusetzen hatten. Ganz im Gegenteil, wir fühlten uns von Anfang an irgendwie wohl und heimisch in dieser tollen Stadt!

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