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Von Salta nach Sucre – Straßenblockaden, Mennoniten und Aiquile feiert eine Schlacht [3 Galerien]

Es brauchte mehrere Anläufe, bis wir es schließlich nach Sucre schafften. Einige Male ließ uns Pattys Zustand nach Santa Cruz umdrehen, ein ander Mal war die Straße auf unbestimmte Zeit blockiert. Wie wir später erfuhren, legten viele Leute aus Protest gegen eine vierte Amtszeit von Präsident Morales das Land größtenteils lahm. Bei dem Versuch, die Straßensperre zu umgehen, tauchten wir ein in eine andere Welt und eine andere Zeit. Als wir endlich unseren letzten Übernachtungsstopp vor Sucre, die Kleinstadt Aiquile erreichten, feierte diese gerade ein ziemlich großes Fest.

Dass es in Bolivien immer wieder Mal zu Straßensperren kommt, war uns bekannt. Mal ist die Straße weggeschwemmt oder von einem Erdrutsch bedeckt, mal wird die Straße von Protestierenden blockiert. Und so war es auch, als wir wieder mal versuchten, die Straße über Samaipata nach Sucre zu nehmen. Erst wussten wir nicht, was los war. Es war aber leicht zu erkennen, dass es sich um etwas langwieriges handelte. Ein Polizist meinte zu mir, ich solle lieber nicht in Stunden denken. Er könne mir nicht sagen, wie lange das hier dauert. Es waren bereits fliegende Händler da, die den wartenden Speisen, Getränke und Eiscreme feilboten. Wer dringend durch die Blockade musste, weil er zum Beispiel auf der anderen Seite wohnte, nahm sich ein Mototaxi. Andere konnten oder wollten sich diesen Luxus nicht leisten, und machten sich zu Fuß auf den Weg, teils mit viel Gepäck beladen.

Um das Land möglichst weitreichend lahm zu legen, hat man die Blockade auf einer großen Straßenkreuzung errichtet. Und so konnten wir auch nicht über die Südroute F9 Richtung Argentinien umfahren. Der letztlich erfolgreiche Versuch, die F9 zu erreichen, führte uns in eine andere Welt, die Welt der Mennoniten. Das Leben dieser ursprünglich aus Deutschland stammenden Menschen, die wie im 17. Jahrhundert leben, wird sehr beeindruckend im Spiegelartikel „Das fürchterliche Idyll“ beschrieben. Auf einer teilsweise recht tiefen Sandpiste fühlten wir uns schnell ins flache Norddeutschland versetzt. Überall rote Backsteinbauten mit perfekt gepflegten Gärten – deutsch halt – und viele gefleckte Rinder, die auch aus der Heimat zu stammen schienen. Und natürlich überall Kutschen, schließlich dürfen die Mennoniten neben vielen anderen Dingen auch nicht Auto fahren. Zumindest einer wäre sicher sehr gerne hinter dem Steuer eines Sportwagen gesessen, hatte er doch zwei Schalensitze eines Sportflitzer auf seiner Kutsche montiert. Vor allem die Frauen und Mädchen erinnern mit ihren Frisuren und Klamotten an „unsere kleine Farm“. Jungs und Männer tragen fast ausschließlich karierte, hochgekrempelte Hemden, eine Latzhose und eine Kappe.

Als wir es endgültig schafften, die Gravitationskraft Santa Cruz zu überwinden, übernachteten wir wieder in Samaipata, inzwischen Weihnachtlich geschmückt. Am nächsten Morgen ging es nach einem Kaffee im Café 1900 gemütlich weiter Richtung Sucre. Den ersten Teil kannte wir schon durch unseren Besuch des Che Guevara Museums in La Higuera, der weitere Abschnitt hatte nichts erwähnenswertes zu bieten. In der Abenddämmerung erreichten wir auf etwas über 2200 Meter Höhe die Kleinstadt Aiquile. Da ich bei der Suche nach einem Schafplatz eine Bühne sah, machte ich mich nach dem Abendessen auf, den Ort mit der Kamera bewaffnet zu erkunden. Apropos bewaffnet: Aiquile feierte an diesem Abend den 200. Jahrestag der „batalla de la Tenería“ mit Livemusik, Essen und Trinken und einigen Verkaufsständen. Batalla wird mit Schlacht oder Kampf übersetzt. Ich dachte, dabei müsse es sich um eine bedeutende Schlacht im Kampf um die Unabhängigkeit gehandelt haben. Als ich aber später, unter anderem für diesen Beitrag, recherchierte, fand ich kaum etwas. Es gab lediglich ein paar Hinweise auf spanisch, offensichtlich aber aus der Stadt selber oder von den Organisatoren dieses Festes. Bemerkenswert finde ich den Hinweis, dass unter anderem zwei überlebende Frauen dieses historische Ereignis belegen konnten, und zwar im Jahr 1915. Wenn sie den Kampf also im Alter von fünf Jahren miterlebt hatten, waren sie beim Belegen der historischen Fakten schon über 100 Jahre alt.

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