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Zwischen Lago Viedma und Laguna del Desierto – Impressionen rund um den Fitz Roy [3 Galerien]

Nach unserer ersten Tour, die uns tolle Ausblicke auf Fitz Roy und Cerro Torre bescherte, war sofort klar: wir bleiben länger! Dieses Fleckchen Erde ist es allemal wert, intensiv erkundet und erlebt zu werden. Zwischen dem 80 Kilometer langen Viedma See im Süden und der Laguna del Desierto im Norden bieten zahllose Trekkingrouten viele Möglichkeiten, in diese traumhafte Bergwelt einzutauchen. Wir sahen Gletscher aus nächster Nähe, tosende Flüsse sowie zahlreiche Kondore. Die Zeit war ideal. Sattes Grün und helles Gelb gingen über in leuchtendes Orange und kräftiges Rot. Ende April mischte sich dann immer mehr verschiedene Brauntöne darunter. Was uns die ganze Zeit treu blieb, war das sonnige und ruhige Herbstwetter.
Auf zahlreichen Postkarten findet man beeindruckende Panoramaaufnahmen mit Cerro Torre und Fitz Roy in der Mitte. Ich studierte unsere Karten und sah mir die entsprechenden Fotos genauer an. Diese Aufnahmen mussten in der Nähe der Zufahrtsstraße nach El Chaltén entstanden sein. Natürlich wollte ich dort auch hin, am besten zum Sonnenaufgang. Also hieß es früh aufstehen und noch in der Dunkelheit aufbrechen. Wir staunten nicht schlecht, als wir auf einer freien Fläche neben der Straße schon einige Autos sowie ein paar Busse stehen sahen. Wenige Stative waren mitten auf der Ruta 41 aufgebaut, unzählige weitere auf einem Plateau über dem Fluss. Ein Geheimtipp war das also nicht mehr. Wie mag es hier während der Saison zugehen, wenn Mitte April noch soviel los ist? Bald erfuhren wir, dass die Leute aus den Bussen auf Fotoreisen in Patagonien unterwegs waren. An diesem Morgen waren es Gruppen aus Israel, Japan und Südkorea.

Weiter im Norden trafen wir dagegen nur noch wenige Wanderer. Den Weg zum Gletscher Huemul, etwas südlich der Laguna del Desierto hatten wir ganz für uns alleine. Die unglaubliche Ruhe wurde nur einmal von 2 Skitourengeher gestört, die mit Ski und Skischuhen am Rucksack plötzlich unseren Weg kreuzten. Wo man hier eine Skitour unternehmen kann, konnte ich auch nach längerem Studium der Landkarte nicht erkennen. Der Gletscher war recht schön, aber mehr auch nicht. Sehr deutlich konnten wir sehen, dass dieser in der letzten Zeit sich stark zurückgezogen hat. Auch wenn wir ein wahres Bergparadies bewundern durften, der Klimawandel hat auch starke Auswirkungen auf Patagonien und sein nicht ganz so ewiges Eis. So ist auch der südlichere Piedras Blancas deutlich geschrumpft.
Unsere erste Rundtour verpasste die Laguna Capri unterhalb des Fitz Roy. Und so ging ich ein weiteres Mal Richtung „los tres“. Diesmal mit deutlich mehr Aufmerksamkeit für die kleinen Schätze am Weg. Nur ein Zelt befand sich auf dem malerischen Platz an der Lagune. Nachts hat es hier einige Grad unter Null. Belohnt wird man aber sicher mit unglaublichen Momenten zum Sonnenauf– und –untergang. Und den Fitz Roy unter dem Sternenhimmel stelle ich mir bezaubernd vor. Auf dem Rückweg hörte ich ein deutliches Hämmern. Ein Magellanspecht! Dieses Weibchen, das im Gegensatz zu den Mänchen nur in der Nähe des Schnabels die tiefrote Färbung ausweist, war so sehr mit der Nahrungssuche beschäftigt, dass ich mich langsam immer näher anschleichen konnte. Mit schnellen Schlägen schlug das Weibchen Stück für Stück von der Baumrinde auf der Suche nach Maden oder kleinen Insekten.
Auch im letzten Drittel unserer ersten Tour war ein ausgelassenes Ziel zu entdecken: den Lago unterhalb des Cerro Torre. Eine technisch einfache Tagestour führt zu diesem idyllischen Gletschersee. Im April scheint die Sonne nur noch kurz auf die Wasseroberfläche. Teilweise ist sie noch mittags gefroren. Ein seltsamen Summen war über dem Eis zu hören. Ob das mit dem Prozess des Auftauens zu tun hat? Am anderen Ende des kleinen Sees kalbt ein Gletscher. Auch dieser war schon deutlich größer, wie an der Landschaft leicht zu erkennen war. Einige abgebrochene Eisberge trieben bis Besucherseite der Lagune. In der immer noch kräftigen Sonne glitzerten sie an allen möglichen Blautönen. Eine lange Wanderroute führte nach über 1000 Höhenmeter auf den Loma del Pliegue Tumbado, einen Aussichtsgipfel etwas weiter südlich. Dort oben liegt mir der Lago Torre ganz tief zu Füßen, der Panoramablick auf die majestätischen Gipfel ist atemberaubend. Auch hier muss eine Übernachtung spektakulär sein.

Verhältnismäßig schnell und einfach erreicht man den Aussichtspunkt ‚Mirador de los Condores‘ noch südlich des Rio Fitz Roy vor dem Ortseingang. Das machen sich auch verschiedene Reiseveranstalter zu Nutze und bringen busseweise Touristen hierher. Manch einer scheint bei dem nur 30 minütigen Aufstieg bereits an ihre körperlichen Grenzen zu stoßen. Andere haben kaum ein Auge für die Schönheit des Platzes und feiern mit bierseligen Gesängen laut die 18. Meisterschaft von Racing Club. Am frühen Morgen oder am späten Nachmittag verlieren sich nur wenige Personen auf diesem Aussichtshügel. Auch hier ist das Panorama beeindruckend. Und wenn man sich etwas Zeit lässt wird einem auch klar, woher der Name dieses Miradores kommt. Kondore nutzen die Thermik an den steilen Wänden um Höhe zu gewinnen und dann weiter zu schweben. Teilweise schwebten diese Giganten der Lüfte nur wenige Meter an mir vorbei, manch einer tauchte urplötzlich aus der Tiefe auf. Faszinierend! Um diese Momente mit der Kamera festzuhalten, ging es allerdings viel zu schnell. Auch versuchte ich hier etwas neues mit meiner Kamera. Die Idee war, mit der Kamera auf meinem Stativ eine ganze Serie von Bildern später zu einem Zeitraffer – Video zusammen zu fügen. Ich hatte schon einige 100 Bilder im Kasten, da kam dann doch noch ein heftiger Windstoß. Und ich obwohl das Stativ im kleinstmöglichen Zustand verwendete, landete meine Kamera damit auf einem Felsen. Zwar kann ich jetzt noch auslösen, das Umschalten von manuellem Fokus auf Autofokus ist seither allerdings ohne Funktion. Und so darf ich ab sofort jedes Bild manuell scharf stellen. So wie früher, nur dass sich das mit den heutigen Objektiven als deutlich mühsamer und nerviger erweist.

Mit dem Ende der Osterferien in den letzten Apriltagen wurde es dann deutlich ruhiger in El Chaltén. Wie manch andere beendete auch unsere Stammkneipe mit einer langen Party die Saison. Die Auswahl in den Lebensmittelgeschäften wird kleiner, die Preise werden teurer. Mit dem Frühling Ende September, Anfang Oktober wird das Leben und der Trubel zurückkommen. Nach insgesamt fast zwei Wochen verlassen auch wir dieses Wanderparadies.

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