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El Chaltén – Ausgangspunkt für Traumwanderungen rund um Cerro Torre und Fitz Roy [2 Galerien]

Einige Kilometer nach dem winzigen Städtchen Tres Lagos biegen wir ab auf die Ruta 41 Richtung El Chaltén. Über eine Stunde fahren wir am Lago Viedma entlang. Spektakuläre Wolken über zackigen Gipfel begrüßten uns schon aus der Ferne. Erst später wurde mir klar, dass ich sowohl den Gletscher Viedma als auch die berühmten Gipfel Cerro Torre und Fitz Roy bereits hier das erste Mal mit meiner Kamera festgehalten hatte. In einer netten Touristeninformation am Busbahnhof gleich nach dem Rio Fitz Roy erkundigten wir uns, wo was am besten zu sehen oder zu erkunden sei. Zahlreiche Wanderungen standen zur Auswahl. Wir beschlossen, mehrere zu einem langen aber unschwierigen Rundweg zu kombinieren, auf dem wir den beiden berühmten Gipfeln recht nahe kamen. Schließlich wollten wir so viel wie möglich sehen. Noch wussten wir nicht, dass zahlreiche weitere Touren folgen würden. Vor dem Busterminal trafen wir auch zwei junge Paare aus der Schweiz, die ebenfalls mit eigenen Fahrzeugen unterwegs sind. Sie berichteten uns auch von riesigen Problemen bei der Verschiffung mit Grimaldi, seit die Grande Africa untergegangen ist.

El Chaltén wurde erst im Jahr 1985 gegründet und ist somit einer der jüngsten Orte Argentiniens. Die mehr als 1200 Einwohner scheinen hauptsächlich vom Tourismus zu leben. Auch im April fanden wir noch zahlreiche offene Bars und Restaurants und die Busse brachten täglich neue Bergfreunde aus der ganzen Welt. Entgegen vieler Berichte und unseren eigenen Erwartungen glänzte der Ort mit tagelangem Traumwetter. Der befürchtete und typische Wind, der Autospiegel abreißen und mehr als 120 km/h erreichen kann, blieb aus. Nur an einem Tag zogen Wolken auf und es kam zu einem heftigen Temperatursturz. Der Regen ging in Schnee über und bald bedeckte eine fünf Zentimeter dicke Schicht unsere Fotovoltaikanlagen. Im Ort selber ergab der Schneefall einige lohnenswerte Fotomotive. Eine Gruppe junger Frauen ließ sich trotz des heftigen Schneefalls die Lust auf eine Rafting-Tour nicht nehmen. Am nächsten Tag war der Spuk vorbei, die Gäste und Bergwanderer konnten wieder Wein oder Bier in der Sonne sitzend genießen.

Unsere Kombinationstour begann mit einem heftigen Anstieg. Zumindest empfanden wir dies so. Es ist erschreckend, wie schnell man körperlich abbaut, wenn man nicht ständig in Bewegung ist. Als Belohung durften wir das erste Mal bewusst den Gipfel des Fitz Roy bewundern. In der Nachsaison waren überschaubar wenige andere Wanderer unterwegs. Und die meisten, die zum Aussichtspunkt Los Tres wollten, brachen schon lang vor Sonnenaufgang auf. Mit unserem Fernglas sahen wir verhältnismäßig viele Leute oben auf dem Mirador. Wir ließen uns Zeit und genossen die Natur. Ein Magellanspecht hämmerte mit seinem tiefrotem Kopf ständig mit großer Wucht auf einen Baum. Die Bäume wirkten wie riesige Bonsais. Winzige Blätter in der Größe von Fingernägel fingen an, in den schönsten Farben des Herbstes zu leuchten. Und die Natur zauberte Formen in diese Bäume, die auch der beste Bonsaispezialist mit Schere, Säge und Binddraht niemals so hinbekommen wird.
Am Anstieg zum Aussichtspunkt bogen wir in südliche Richtung ab. Ab hier waren wir alleine unterwegs. Kurz vor der ersten Lagune zerriss ein einschüchterndes Donnern die verträumte Ruhe. Die Erde bebte. Ein großes Stück eines Gletschers war abgebrochen und in die Tiefe gestürzt. Noch lange konnten wir die Wolke aus Eis und Schnee bewundern. Es war wieder still. Etwas nach der zweiten Lagune folgte ein Abstieg durch einen weiteren Märchenwald. Auch hier sahen wir Millionen der kleinen Blätter, die teilweise noch in Grüntönen oder bereits gelb leuchteten. Die Form der Bäume war hier weniger spektakulär, vermutlich waren sie hier weniger dem Wind und anderen Kräften der Natur ausgesetzt. Dann stand er vor uns, der Cerro Torre! Er schaut aus wie eine filigrane Felsnadel. Unbegreiflich, das es Bergsteiger gibt, die diesen Gipfel erklimmen können. Auf dem reizvollen Rückweg nach El Chalten gab es noch zahlreiche Gelegenheiten, den Cerro Torre und seinen kaum weniger beeindruckenden Nachbargipfel zu bestaunen. Mit den letzten Sonnenstrahlen im Gesicht ließen wir diesen Traumtag auf der Terrasse einer Bar ausklingen. Zu je einem Bier gab es eine Portion von sehr leckeren Papas Fritas, die aus frischen ungeschälten Kartoffeln zubereitet wurden. So, wie wir es lieben.

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